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Bergsommer 2025 - Abschnitt 3
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Unterwegs im Hauptkamm: Serles und Obernbergtal

Nach gemächlichem Start aus der Landeshauptstadt an einem Freitag Morgen zieht es uns über den Zirler Berg hinab nach Innsbruck
und von dort aus weiter nach Maria Waldrast im Wipptal. Bei besten Bedingungen geht es zur Serles, dem Hochaltar Tirols.

Zwei Stunden nimmt uns der schöne Anstieg in der Vormittagssonne in Anspruch, ehe wir ein wahrlich grandioses Panorama erleben:
Nach Süden liegen die Stubaier vor uns, insbesondere mit dem wuchtigen Habicht im Vordergrund, und mit dem Zuckerhütl über dem
jährlich kleiner werdenden Gletscher darunter.

Wer hätte gedacht, daß wir so spät im Jahr noch mit kurzen Hosen unterwegs sein würden?
Nach dem Abstieg geht es ins Obernbergtal weiter, das wir bisher nur von diversen Skitourenaufenthalten im Winter kennen (und lieben).

Am nächsten Tag starten wir um acht Uhr auf die alpine Wanderung zum Obernberger Tribulaun. Der gleichnamige See liegt in der
ruhigen Morgenstunde klar vor uns und spiegelt die Gipfel, die wir gut aus dem Winter kennen.

Bald haben wir die erste seilversicherte Stelle überwunden. Der Anstieg zum Obernberger Tribulaun ist durchaus rassig.

Auch die nächsten seilversicherten Passagen würzen den komplett von der Sonne ausgeleuchteten Weg nach oben.

Aus dem Tal aus nicht einzusehen öffnet sich etwas unter dem Gipfel mit einem Mal eine weitläufige Karstebene - durchaus überraschend.

Nur wenig später stehen wir am ersten echten Gipfel des Tages. Am Horizont im Osten bauen sich Olperer und Fußstein auf. Waren wir
bislang die längste Zeit im T-Shirt unterwegs, ändert sich die Situation nun sehr schnell - es zieht wie Hechtsuppe, und die Jacken
kommen zum Einsatz.

Weiter geht es zum Roßlauf - und welch fantastische Ausblicke tun sich hier in der Höhe auf! Die spitze bräunliche Schwarze Wand, der glatzköpfige helle Gschnitzer Tribulaun und ganz links der schwierige Pflerscher Tribulaun - drei unterschiedliche Berggestalten,
ein jeder ein echter Charakterkopf.

Gschnitzer und Pflerscher Tribulaun in Großaufnahme

Nach ausgiebiger Gipfelpause am Roßlauf (bei nur wenig Wind, wer hätte das für möglich gehalten!) halten wir uns über den Südgrat
wieder bergab. Den linken, etwas größeren Felskopf überwinden wir ziemlich direkt über zwei seilversicherte Stellen, während
es danach im Bild links von den kleineren Köpfen im Hang nach unten geht. Der Weg ist wunderbar aussichtsreich, erfordert aber
absolute Trittsicherheit.

Unter uns leuchtet der Obernberger See tiefblau. Es wird allerdings noch anderthalb Stunden dauern, ehe wir wieder an seinem Ufer stehen.

Kurz über dem Portjoch erneut der Blick über den See. Im Tal die Häuser von Obernberg, und rechts am Horizont noch einmal Olperer,
Fußstein und Hochfeiler.

Endlich sind wir wieder am See angelangt. Teile der heutigen weitläufigen Runde können wir über dem karibisch-türkisen Gewässer
einsehen - eine hervorragende Wanderung!

Am nächsten Tag zieht es mich zu einem Berglauf direkt von der Unterkunft weg nach Süden. Zunächst über Forstwege, dann über Pfade
laufe ich zur Allerleigrube hinauf. Über mir zeigen sich einige linsenförmige Fönwolken wie eine Flotte von Raumschiffen.

Kaum komme ich aus dem Waldbereich zum freien Gratrücken, pfeift es ganz imposant. Ich ziehe alles an, was ich im kleinen Rucksack finde.

Westlich von mir liegt die gestrige Tour komplett einsichtig vor mir. Zwar wirkt der Obernberger Tribulaun auf dem Bild wie der
höchste Gipfel, in Wirklichkeit jedoch ist dies - zumindest auf unserer Tour - der Roßlauf leicht links von ihm. Die Schwarze
Wand rechts von ihm läuft jedoch auch dem Roßlauf noch den Rang ab...

Ich laufe in unbeschreiblicher herbstlicher Schönheit gen Süden zum Koatnerberg weiter.

Bald darauf stehe ich am Wegweiser zum Sandjoch, über welches ich direkt zum Hohen Lorenzen weiterlaufen könnte. Der mittlerweile
wirklich unangenehm starke Wind hält mich jedoch davon ab, diesen Gipfel auch noch mitzunehmen - ich beschließe, ins Fradertal
hinab zu laufen.

Unmengen an Blaubeeren - ja sind wir den in Norwegen, oder im Bayrischen Wald?

Ich genieße die traumhafte Umgebung, die mich wirklich stark an Norwegen erinnert. Die gewaltige Stimmung läßt mich auch ignorieren,
daß mein Knie die Aktivitäten der letzten Tage mittlerweile mit einem beleidigten Stechen kommentiert. Naja, man wird halt nicht
jünger. Mit aller Behutsamkeit geht es das Fradertal hinab und hinaus, ehe in Obernberg die Belohnung mit Kaffee und Apfelstrudel erfolgt.
Am nächsten Morgen erleben wir bereits stark eingetrübtes Wetter; baldiger Regen liegt in der Luft. Wir sagen dem schönen Oberbergtal
ein ernst gemeintes "Auf Wiedersehen" und rollen zurück nach München.
Lechtal in herbstlicher Pracht

Nachdem ein kleiner Wintereinbruch uns unseren ursprünglich geplanten Aufenthalt im Lechtal hat verschieben lassen, reisen wir
eine Woche nach dem ursprünglichen Plan in die schroff-schöne Landschaft. Am ersten Tag wandern wir durch prachtvolle Farben von Elbigenalb hinauf
zum Bernhardseck und von dort weiter zum flachen Rücken der Mutte.

Der Blick nach Nordosten zieht zur Wolfebner-Spitze und ihren nicht minder ruppigen Nachbarn.
Nach dieser stimmungsvollen Einstimmung geht es weiter zur Unterkunft in Warth. Wir freuen uns schon auf den durchgängig
sonnig gemeldeten nächsten Tag.

Den beginnen wir mit einer flotten Wanderung hinauf zum Wannenkopf. An der Holzbank rasten wir und lassen die Blicke zum Biberkopf und weiter zur Höfats streifen.

Dann geht es im Laufmodus weiter...

...an Bürstegg vorbei. Bald schon verschwindet das kleine Ensemble aus drei Häusern und einer Kapelle hinter uns.

Wir laufen über die Salober-Variante weiter zum Körbersee und genießen auch dort den wolkenlosen Tag. Über dem See erhebt sich der
Widderstein, der noch ein paar Schneereste vom Wintereinbruch trägt.
Von dort geht die Runde ums Karhorn weiter; wir passieren den Kalbele-See und den kleinen Simmel, ehe es auf der alten Salzstraße zurück nach Warth geht. Wir sind bedient; endlich können wir die Beine hochlegen...

Am nächsten Tag schalten wir geschwindigkeitstechnisch wieder einen Gang zurück. Am Tschirggen vorbei wandern wir südseitig zum
Koblat hinauf, und von dort durchaus rassig weiter zum Walser Geißhorn. Beim Gipfelblick nach Norden wird klar, daß wir hier im
Vergleich zum Unterland deutlich privilegiert sind - weitläufig zieht sich die Nebeldecke über das Oberstdorfer Tal.

Nach Südwesten erhebt sich der Widderstein, und dahinter das Lechquellengebirge.

Wir sind glücklich, zum Abschluß des Bergsommers noch einmal ein Wochenende mit so schönen Wanderbedingungen vorgefunden zu haben.
Im Abstieg machen wir noch eine Schleife hin zur Widderstein-Hütte und belohnen uns dort mit einem Cappucino. Danach geht es hinab zum Parkplatz und gemütlich über die Plansee-Route zurück nach München.
Ob es dieses Jahr vielleicht doch nochmal so gute Wandermöglichkeiten geben wird? Ich weiß es nicht; auf der anderen Seite wächst auch schon wieder die Vorfreude auf die Skitouren-Saison. Schau mer mal!
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